Unsere Werte

Wir unterstützen und begleiten Familien und Fachpersonen in ihrer Entwicklung basierend auf den Werten:

  • Gleichwürdigkeit
  • Integrität
  • Authentizität
  • Eigenverantwortung

Gerade in herausfordernden Situationen können diese Werte als Orientierung dienen und zu einer konstruktiven Konfliktlösung führen.

Gleichwürdigkeit bedeutet weder Ebenbürtigkeit noch Gleichheit. Ganz offensichtlich haben die Erwachsenen mehr Wissen, Kraft und Macht als das Kind, es wäre dumm, dies zu leugnen. Aber die Gefühle, die Gedanken, Bedürfnisse und Interessen des Kindes können trotzdem als gleichwürdig geachtet werden – das Kind kann mit seiner Welt ernstgenommen werden. Das heißt nicht, dass dem Kind alle Wünsche erfüllt werden, aber zumindest wird es mit diesen Wünschen angehört und respektiert, auch wenn ihnen nicht immer entsprochen werden kann.

Integrität bedeutet in der Familie und in den Institutionen, dass Erwachsene lernen, ihre eigenen Grenzen zu äußern, statt Grenzen für ihre Kinder zu finden. Die eigenen Grenzen zu spüren und auf bedeutungsvolle Weise zu kommunizieren, zu einem ‘Nein’ zu stehen, ohne sich dabei in eine Machtposition über das Kind zu erheben – das sind nach Juul und familylab die Lernaufgaben für die Eltern und Fachpersonen. Besonders für solche, die das Kind immer glücklich haben wollen. Grenzen sollten sich niemals aus Konventionen oder Regeln ergeben, es sollten persönliche Grenzen der Familienmitglieder oder der Fachpersonen sein. Ein Kind lernt, Grenzen zu achten, wenn seine Grenzen ebenfalls geachtet werden.

Authentisch sich selber sein, ist auch eine große Erleichterung: Wir brauchen nicht mehr in einer Eltern- oder z.B. Lehrerrolle zu leben, immer nett und freundlich sein. Im Gegenteil: Sich authentisch zu verhalten, ist für Juul und familylab einer der Schlüssel. Es reicht, wenn wir so sind, wie wir sind, damit haben wir schon genug zu tun. Der Fokus liegt immer darauf, dass alle in der Familie sagen können, was sie fühlen und damit ernstgenommen werden. Das bedeutet auch, dass Eltern und Fachpersonen Fehler machen und Schwäche zeigen dürfen. Dass sie weinen, schreien und verzweifelt sein können. Nur sollte niemand den anderen je verletzen oder kränken.

Eigenverantwortung ist die Verantwortung für unser eigenes Verhalten, unsere Gefühle, unsere Reaktionen, unsere Werte. Verantwortung zu übernehmen heißt auch, Fehler einzugestehen, sich zu entschuldigen. Eltern und Fachpersonen sind zudem in jeder Situation verantwortlich für die Qualität der Beziehung. Kinder sind schlicht nicht in der Lage, diese Verantwortung zu übernehmen. Sehr wohl wissen Kinder aber, wann sie satt sind und oder Hunger haben. In der Kommunikation sollten alle über sich sprechen, über die eigenen Gefühle. Vor allem sollte das Kind nicht definiert werden: “Ich fühle mich gerade gestresst” fühlt sich für das Kind anders an als “Du bist unmöglich, du nervst.”

“Aussichtsreich ist eine Erziehung, in der die Eltern und Fachpersonen Autoritäten sind, ohne autoritär zu sein.”

Jesper Juul

Jesper Juul über Werte

Wir sprechen meistens von »Werten«, wenn wir »Wertvorstellungen« meinen. Werte sind etwas Konkretes, das nichts mit Wohlstand und Geld zu tun hat. Wertvorstellungen spielen eine entscheidende Rolle als Kompass, wenn wir in Konflikte geraten und Entscheidungen treffen müssen. Diese Frage gewinnt an Aktualität, weil es heute keinen Wertekonsens in der Gesellschaft mehr gibt. Kindererziehung und Familienleben basieren oft auf zufälligen Kenntnissen, denen ein stabiles Wertefundament fehlt. Das bedeutet, dass sich diese Familien von Konflikt zu Konflikt hangeln. Das macht das Leben ungemein hektisch. Wer keinen Kompass besitzt, um sicheren Kurs halten zu können, der landet womöglich da, wo er nie hinwollte. Ich habe versucht, die vier grundlegenden Werte zu beschreiben, die meiner Erfahrung nach eine konstruktive Wirkung auf das Zusammenleben zwischen Erwachsenen und Kindern haben. Diese sind Gleichwürdigkeit, Authentizität, Integrität und persönliche Verantwortung.

Ich hoffe, möglichst viele Eltern lassen sich davon inspirieren. Man muss sich diese Werte nicht zwangsläufig zu eigen machen, sollte aber über sie nachdenken, um herauszufinden, welche Wertvorstellungen man selbst von seiner Ursprungsfamilie übernommen hat und wie es diesbezüglich bei seinem Partner aussieht. Wie ergänzen sich diese Werte? Wo geraten sie in Konflikt miteinander? Ganz gleich, welchen Voraussetzungen und Werten man den Vorzug gibt, ist es entscheidend, dass man sich für bestimmte Werte entscheidet.

Verlust gemeinsamer Wertvorstellungen

Dass derzeit ein neokonservativer Wind durch Europa weht, der von Rufen nach mehr Grenzen, Bestrafung und Konsequenzen begleitet wird, mag auch mit der allgemeinen Verunsicherung in Erziehungsfragen zu tun haben, damit, dass heute kaum mehr ein gesellschaftlicher Konsens darüber besteht, was richtig und was falsch ist. Noch vor einer Generation lebten wir in einer relativ isolierten Gesellschaft mit einem hohen Mass an gemeinsamen Wertvorstellungen. Zwischen der Erziehung in den Familien – in denen fast alle dieselben Grenzen zogen – und der Erziehung in Kitas und Schulen herrschte weitgehend Übereinstimmung. Die Erwachsenen besassen eine grössere Gewissheit als heute, was die „richtige“ Erziehung anging. Und wurden sie doch einmal von Zweifeln gepackt, erfuhren sie im Familien – und Freundeskreis breite Unterstützung für ihre Erziehungsmethoden. Die Mehrzahl der Erwachsenen war von der Überzeugung durchdrungen, dass Kinder lernen müssten, sich ein und unterzuordnen – notfalls unter Anwendung von Strafen und Gewalt.

Ich glaube, dass wir uns ein „Man“ in der Erziehung heute nicht mehr leisten können, wenn wir gesunde zwischenmenschliche Beziehungen anstreben.

familylab ist die Adresse für Eltern und Fachpersonen, die gerne ihre eigenen Werte, im Dialog mit den Erfahrungen von Juul und familylab bezüglich Familienleben, Kindererziehung und Beziehungskompetenz entwickeln wollen.

Kontakt: Caroline Märki-von Zeerleder, 078 788 38 79, cmaerki@familylab.ch